Muskulatur aus dem Takt

17.Feb..25

Die Muskulatur im Fokus:

Training für die Optik oder für echte Stabilität?

Immer wieder höre ich folgende Frage meiner Patienten:

„Ich trainiere regelmäßig und denke, dass meine Muskeln stark sind– warum habe ich trotzdem Beschwerden?“ In meiner Praxis sehe ich häufig, dass Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen nicht allein mit einem einzelnen Muskel zusammenhängen, sondern mit einem Ungleichgewicht zwischen unterschiedlichen Muskelgruppen. Ein sichtbares Muskelrelief bedeutet nicht automatisch funktionelle Stabilität oder eine optimale Bewegungsqualität.

In diesem Beitrag gehe ich darauf ein, wie feinmotorische Muskeln (intrinsische Muskeln) und Kraftmuskeln (extrinsische Muskeln) zusammenarbeiten und welche Ansätze ich in meiner Praxis verfolge, um dieses Zusammenspiel zu verbessern.

Intrinsische und extrinsische Muskeln – Das Zusammenspiel verstehen

Was sind intrinsische Muskeln?

Intrinsische Muskeln – oder „lokale Muskeln“ – haben ihren Ursprung und Ansatz direkt in der Körperregion, die sie stabilisieren oder bewegen. Sie arbeiten eher im Hintergrund, sind jedoch essenziell für feine Bewegungen und die Stabilisierung von Gelenken.

Ihre Aufgaben:

  • Feinmotorik und präzise Bewegungen: Steuern kleine, kontrollierte Bewegungsabläufe, z. B. beim Greifen oder Balancieren.
  • Gelenkstabilisierung: Halten Gelenke in einer sicheren Position und verteilen Kräfte gleichmäßig.
  • Anpassung an äußere Kräfte: Reagieren flexibel auf Belastungen und unterstützen die Körperhaltung.

Beispiele für intrinsische Muskeln:

  • Hand: Die kleinen Muskeln zwischen den Handknochen, die Greifbewegungen ermöglichen.
  • Fuß: Die Muskeln des Fußgewölbes, die für Balance und Zehenbewegungen sorgen.
  • Becken: Tiefe Außenrotatoren, die beim gehen die Beinachse stabil halten.

Was sind extrinsische Muskeln?

Extrinsische Muskeln – oder „globale Muskeln“ – verlaufen über größere Körperbereiche und haben ihren Ursprung außerhalb der betreffenden Region. Sie sind für kraftvolle Bewegungen und große Hebelwege verantwortlich.

Ihre Aufgaben:

  • Dynamische, kraftvolle Bewegungen: Unterstützen intensive Bewegungsabläufe wie Springen oder Heben.
  • Koordination zwischen Körperregionen: Arbeiten über mehrere Gelenke hinweg und sorgen für reibungslose Bewegungen.

Beispiele für extrinsische Muskeln:

  • Hand: Die langen Fingerbeuger und -strecker aus dem Unterarm, die grobe Greifbewegungen steuern.
  • Fuß: Die Muskeln des Unterschenkels, die das Anheben des Fußes unterstützen.
  • Rücken: Der M. latissimus dorsi, der den Arm nach hinten zieht und den unteren Rücken stabilisiert.

Wenn das Zusammenspiel nicht stimmt

Ein Beispiel aus der Praxis

Ich sehe in meiner Praxis oft Patienten mit kräftig ausgeprägter Muskulatur, die dennoch über Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen klagen.

Vor Kurzem kam ein junger Mann zu mir, der durch intensives Krafttraining ein markantes Muskelrelief im Bereich von Becken, Rücken und Schultern aufgebaut hatte. Trotzdem hatte er Schmerzen beim Joggen in den Knien sowie zunehmende Beschwerden in der Schulter.

Meine Beobachtungen:

  • Becken und Beine: Trotz kräftiger Beckenmuskulatur fehlte es an Stabilität in der Beinachse. Das Knie drehte sich bei jedem Schritt nach innen – eine Bewegung, die mit seinen Beschwerden zusammenhängen könnte.
  • Rücken und Schultern: Obwohl seine oberflächlichen Rückenmuskeln stark waren, fiel mir ein Rundrücken auf. Dadurch drehte sich das Schultergelenk in eine ungünstige Position, was das Gleichgewicht zwischen Rotatorenmanschette und großer Muskulatur störte.

Solche Ungleichgewichte sehe ich oft bei Patienten, die einseitig Krafttraining betreiben, aber auch bei Personen, die sich aus verschiedenen Gründen zu wenig bewegen. In beiden Fällen kann das Zusammenspiel zwischen inneren und äußeren Muskeln aus dem Gleichgewicht geraten.

Mögliche Ansätze in meiner Praxis

Um das Gleichgewicht zwischen intrinsischen und extrinsischen Muskeln wiederherzustellen, arbeite ich gezielt mit einem integrativen Ansatz:

  • Aktivierung stabilisierender Muskeln: Durch sensomotorische Übungen oder Training auf instabilen Unterlagen unterstütze ich die gezielte Ansteuerung der tiefen Muskeln.
  • Funktionelle Bewegungsmuster verbessern: Individuell abgestimmte Übungen helfen, das Zusammenspiel von Kraft und Stabilität zu optimieren.
  • Bewusstsein für die Körperhaltung schärfen: Bewegungsanalysen und gezielte Korrekturübungen fördern ein besseres Körpergefühl.

Stabil und trotzdem mobil

Nach meiner Auffassung ist es essenziell, sowohl die kleinen, stabilisierenden als auch die großen, kraftvollen Muskeln zu berücksichtigen.

Solltest du Beschwerden haben, lass uns gemeinsam deine Bewegungsmuster analysieren und hinterfragen. Ich entwickle mir dir individuelle Lösungsansätze, um deine Bewegungseffizienz und Stabilität nachhaltig zu unterstützen. Das Ziel ist gesetzt: Schmerzfreiheit und better aging.

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